Aktionstag Substitution am 05.05.2021

100.000 Substituierte bis 2022 lautet das Ziel einer Initiative der Deutschen Aidshilfe, des JES-Bundesverbands und Akzept mit Unterstützung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung. In Deutschland werden aktuell 81.000 Menschen substituiert, also knapp 50% der tatsächlichen Konsument*innen.

19.000 Menschen innerhalb eines Jahres sollen erreicht und dazu bewegt werden sich in medizinische Behandlung zu begeben. Wir als Beratungsstelle möchten unseren Teil dazu beitragen dieses Ziel zu erreichen – nicht nur am 05.05.2021, sondern jeden Tag versuchen wir unsere Klient*innen in der Psychosozialen Betreuung zu unterstützen.

Was haben wir vor?

  • am 05.05.21 wird es in unserer Einrichtung eine Plakataktion geben, bei der jede oder jeder der / die möchte auf einer Karteikarte aufschreiben kann, was ihr oder ihm zum Thema Substitution einfällt. Diese wollen wir dann bei uns ausstellen und auch gerne darüber ins Gespräch kommen.
  • Der Freundes und Förderkreis e.V. war so freundlich und hat einen Fragebogen entwickelt, der sich an die Menschen richten soll, die sich noch nicht in Substitution befinden. Damit soll herausgefunden werden welche Gründe bestehen und welche Lösungen entwickelt werden müssen, um dem entgegenwirken zu können.
  • Der JES-Bundesverband hat einen Film zum Aktionstag gedreht, in dem vier substituierte Menschen von ihren Erfahrungen berichten. Im Wartezimmer, sowie auf Visitenkarten wird ein QR-Code bzw. der Link zu finden sein, um ihn sich anschauen zu können. Falls ihr kein Handy habt, sprecht uns einfach an. Das Video findet ihr auch unten im Beitrag.
  • Zu guter Letzt werden wir uns mit den Wuppertaler Substitutionsärzt*innen zusammensetzen und hoffentlich Lösungen für Wuppertal finden.

Wenn ihr mehr zu dem Thema wissen wollt, könnt ihr auf der Seite des JES-Bundesverbands schauen oder uns gerne ansprechen.

JES-Bundesverband

Was konsumier‘ ich da eigentlich?

Sei es der Kumpel oder der Dealer des Vertrauens – Im besten Fall weiß man was man kriegt und weiß wie es wirkt. Bei Cannabis lässt sich die Wirkung oftmals gut einschätzen, wenn nicht gerade Vorbelastungen wie Psychoserisiken hinzukommen.

Bei chemischen Drogen wie z.B. MDMA (auch Ecstasy genannt) kann der Wirkstoffgehalt anders als bei Medikamenten immer gewissen Schwankungen unterliegen. Zudem haben Faktoren wie Körpergröße und Gewicht einen Einfluss auf die vertragbare Höchstdosis.

Doch wie kann man sich schützen? Partypack, ein Projekt der Suchthilfe Köln gGmbH hat zum einen eine Infoseite zu Ecstasy erstellt, die Risiken und Safer Use Informationen beinhaltet. Zum anderen werden regelmäßig Pillenwarnungen veröffentlicht, die Drogenfunde jeglicher Art mit Foto und Wirkstoffgehalt zeigen. Dies hilft Konsumentinnen und Konsumenten beim identifizieren von z.B. zu hoch dosierten oder gestreckten Drogen.

Wenn ihr euch selbst unsicher sein solltet, bieten Apotheken in NRW die Möglichkeit anonym Drogen testen zu lassen. Pro Substanz kostet dieser Test allerdings 25,-€ und gibt nur Aufschluss darüber welche Substanzen enthalten sind, nicht über die Dosierung.

Mehr Bestellungen werden inzwischen übers Darkweb getätigt – Onlineshops mit Versand im neutralen Paket bis vor die Haustür. Über dieses Thema werden wir demnächst einen eigenen Beitrag verfassen.

Kokainkonsum steigt in Deutschland

Laut dem Lagebericht des BKA gab es 2019 359.747 Drogendelikte. Im Gegensatz zu 2018 ist die Zahl um 2,6% gestiegen.

Der Großteil habe laut BKA mit Kokain zu tun. Dabei sind es nicht bloß reiche Menschen, die sich Kokain leisten (können), sondern auch junge Leute greifen vermehrt zu dem weißen Pulver.

Die Preise für Kokain sind in den letzten Jahren relativ stabil geblieben. Ein Gramm der Droge kann auf der Straße für ca. 70€ erworben werden. Im Vergleich: 2003 kostete ein Gramm 60€. Der Wirkstoffgehalt ist dafür seit 2003 um fast 45% gestiegen und lag 2018 bei ca. 78%. Wenn die Inflation mit einbezogen wird, kriegt man heute „mehr für sein Geld.“

Die Drogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU) möchte in der Präventionsarbeit thematisch einen neuen Schwerpunkt setzen. Wörtlich sagt sie: „Wir sprechen ständig über Alkohol oder Tabak, wir müssen die Scheu ablegen auch über illegale Drogen zu reden, gerade wenn ich mir die Entwicklung bei Kokain anschaue.“

Auch bei Kokain ist es wichtig die Safer Use Regeln zu beachten, da über scharfkantige Röhrchen oder Geldscheine die von mehreren Personen verwendet werden, es zu Infektionen mit HIV und vor allem Hepatitis C kommen kann. Auf der Seite der Aidshilfe gibt es nochmal die wichtigsten Regeln.

Die Drogenpolitik in Schweden

Vor einigen Wochen haben wir euch die Drogenpolitik von Portugal vorgestellt. Den Beitrag dazu könnt ihr weiter unten finden. Entgegengesetzt zur entkriminalisierenden Politik von Portugal, möchten wir euch heute die eher restriktive Drogenpolitik im skandinavischen Land, Schweden, vorstellen.

Schwedische Flagge

In Schweden existieren strenge Gesetzte gegen den Drogenkonsum und die Regierung setzt auf eine Null-Toleranz-Politik. In dieser restriktiven Politik wird so gut wie gar nicht zwischen harten und weichen Drogen unterschieden, wie es in den meisten anderen Ländern der Fall ist. Die Polizei darf z.B. Urinproben anordnen, wenn sie auch nur den kleinsten Verdacht hegen, dass Drogen konsumiert worden sind. Dafür muss man nicht mal beim Konsum oder Handel erwischt worden sein. Wer erwischt wird, muss mit Gefängnis oder Zwangsentzug rechnen. Klingt streng? Ist es leider auch.

Wer nun denkt, dass diese repressive Politik dem Drogenkonsum entgegenwirkt, sollte sich die Zahlen der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht anschauen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sind die Zahlen der Todesfälle durch Überdosierungen in Schweden weit über dem Durchschnitt. Auch die Zahl der Verstöße gegen die Drogengesetzgebung steigen weiter an. Die strikte Politik der Schweden kriminalisiert die Konsumenten/Konsumentinnen und sieht die „Beseitigung“ der Nachfrage vor.

Welches Politik-Modell haltet ihr für sinnvoll? Habt ihr weitere Anmerkungen für den Umgang mit Drogen in der Politik? Schreibt uns gerne dazu 🙂

Quellen: Spiegel.de, Hanfverband, The European, Neue Züricher Zeitung, tagesschau

Die Drogenpolitik in Portugal

Wie bereits angekündigt, möchten wir uns im Vergleich zur deutschen, auch die Drogenpolitik anderer europäischer Länder anschauen. Heute beleuchten wir die des am westlichsten gelegenen Landes Zentraleuropas: Portugal.

Bereits seit 2001 handelt es sich beim Besitz für den eigenen Bedarf nicht mehr um eine Straftat, sondern lediglich um eine Ordnungswidrigkeit. Bei höheren mitgeführten Mengen liegt der Verdacht des Handels nahe, was nach wie vor dementsprechend bestraft wird. Die Eigenbedarfsgrenze liegt bei 10 „Tagesdosen.“

Doch handelt es sich dadurch um einen Freifahrtschein zum Konsum zu jeder Zeit?

Wie ihr euch denken könnt, ist die Sache etwas komplexer. Also lautet die Antwort: nein, aber…

Die Menschen, die mit oben genannter Eigenbedarfsmenge erwischt werden, müssen sich bei der „Kommission zur Vermeidung des Drogenkonsums“ (Comissão para a Dissuasão da Toxicodependência) melden und die Droge, egal ob Cannabis, Heroin oder XTC, wird von der Polizei konfisziert.

In dieser Kommission sitzen Psychologen, Sozialarbeiter und Mediziner, die eine Analyse der Problematik des Betroffenen vornehmen und weitere Hilfsangebote anbieten können. Beispielsweise Therapien oder Aufklärungsmaßnahmen.

Apropos Aufklärungsmaßnahmen: Die Präventionsarbeit in Schulen ist in Portugal ein fester Bestandteil des Lehrplans. In Deutschland wird auch viel in diese Richtung getan, verpflichtend ist es aber leider noch nicht.

Doch wie kommt ein Land als erstes Land der Welt auf die Idee alle Drogen zu entkriminalisieren?

Von 1926 bis 1974 war Portugal eine vom Erzkonservatismus geprägte Militärdiktatur. Westliche Einflüsse waren so gut wie keine vorhanden. Nach der Öffnung zum Westen hin und der Einführung einer demokratischen Regierung, schwappten die Drogen nach Portugal und gerade harte Drogen wurden viel von der Bevölkerung konsumiert.

Als der Regierung klar wurde, dass eine restriktive Drogenpolitik nicht dazu beiträgt, den Konsum der Menschen zu senken, empfahl eine Expertenkommission den Schritt zur Entkriminalisierung zu gehen und die Regierung folgte dieser Empfehlung.

Ein kurzer Anstieg war 2001 zu verzeichnen, seit dem gehen die Zahlen der Konsumenten stetig zurück. Auch die Zahl der mit HIV infizierten Menschen geht nachweislich zurück.

Quelle: https://www.planet-wissen.de/kultur/suedeuropa/geschichte_portugals/portugal-drogenpolitik-100.html